Auf beeindruckende Weise entwickelt Mouffe eine Alternative zu den tonangebenden Paradigmen der
liberalen oder konsensusorientierten Demokratietheorie. Die Weiterentwicklung von Antonio
Gramscis Hegemoniebegriff durch Mouffe und Laclau zielt ohne deshalb die Errungenschaften
liberaler Institutionen aufgeben zu wollen auf eine Radikalisierung von Demokratie: auf eine
stärkere Einbeziehung der Konfliktdimension politischen Handelns auf eine Rückbesinnung auf
den Kernbegriff der Volkssouveränität auf eine Ausweitung von Gleichheitseffekten auf
möglichst viele gesellschaftliche Felder bei gleichzeitiger Respektierung pluraler
Autonomieformen. Mit der Aufwertung von feministischen ökologischen oder pazifistischen
Forderungen in einem sozialistischen emanzipatorischen Projekt stellt sich ein folgenreiches
Paradox ein: das Projekt wird zu einem der radikalen und zugleich pluralen Demokratie.
Demokratie positiv als paradoxes Projekt zu begreifen ist aber notwendig um auf die immer
stärker werdenden Tendenzen der Entdemokratisierung vieler Lebensbereiche nicht mit Resignation
zu antworten. Chantal Mouffe geb. 1943 in Belgien ist Professorin für Politische Theorie am
Centre for the Study of Democracy der Westminster-Universität London. Bei Turia + Kant
erschien von ihr u.a. ¿Exodus und Stellungskrieg¿ (2005).