In der vorliegenden Arbeit geht es darum eine grundlegende Theorie moderner Forschung über das
Verhältnis von Mythos und Geschichte am konkreten Beispiel der Schlacht von Salamis zu
erproben. Die historische Seeschlacht von Salamis gewann bereits in der Antike mythische
Relevanz und in der Folge entwickelte sich daraus ein europäischer Mythos. Das Anliegen dieses
Buches ist die Mannigfaltigkeit des Salamis-Mythos aufzeigen und die in der Forschung übliche
Bilanz einer im Salamis-Mythos herrschenden Orient-Okzident-Antithese um weitere Aspekte
ergänzen die bisweilen sogar wichtiger erscheinen. Es gilt somit der Frage nachzugehen
inwiefern und aus welchen Gründen die Schlacht in der klassisch-humanistischen
Bildungstradition in Bezug auf die Anfänge der klassischen Kultur und im Verhältnis zu
bestimmten historischen Situationen (nach großen historischen Seesiegen oder verschiedenen
Freiheitskriegen der europäischen Geschichte) eine mythische Relevanz hat. Seit dem ausgehenden
20. Jahrhundert hat die Erinnerungsgeschichte in der Altertumswissenschaft größere Bedeutung
gewonnen und deswegen werden herkömmliche Forschungsthemen in einem neuen Licht betrachtet. Die
vorliegende erinnerungsgeschichtliche Untersuchung zur nachantiken und antiken Rezeption des
Salamis-Mythos schließt an die neuesten Beiträge über die Erinnerung der Schlacht von Marathon
an. Die hier einbezogene rezente Forschungsrichtung konnte nämlich überzeugend die
paradigmatische Relevanz der Erkenntnis herausstellen dass selbst die Rezeption
geschichtsbildende Energie sei. Das auf einer eigenen Quellensammlung beruhende Buch ist in
zeitlich rücklaufender Reihenfolge aufgebaut. So wird deutlicher dass Geschichte im Sinne von
Thomas Mann als das Geschichtete verstanden werden kann und die Tiefe der Überlieferung ist
somit leichter wahrzunehmen.