»Wir alle sollten unser Gewissen erforschen inwieweit und wie sehr wir die Musik wirklich
lieben. Werden oder wurden wir musikalisch erzogen? Ich selbst bin an die Akademie gegangen und
ich habe dieser Ausbildung viel zu verdanken. Trotzdem hat es mich große Anstrengung und
Überwindung gekostet die Fesseln die einem bei der akademischen Schulung auferlegt werden
als das zu erkennen was sie sind nämlich als Fesseln. Ich musste als kleiner Junge zunächst
einmal mit dem Notenlernen anfangen bevor ich richtig mit Musik in Berührung kam das heißt
das Schriftbild der Musik wurde mir - der ich mit 7 oder 8 Jahren angefangen habe - als Erstes
vom Lehrer präsentiert und nicht die Musik selbst. Natürlich kann und soll eine vorhandene
Begabung eine solche Erziehung überwinden aber es ist ein großer Zeitverlust. Vielleicht wäre
es sogar besser wenn man den Musikunterricht überhaupt nicht mit dem Notenlesen anfangen lässt
sondern wenn man die Kinder zunächst einmal improvisatorisch - mit Vor- und Nachspielen - 2
oder 3 Jahre lang direkt in die Musik einführt und sie nicht mit dem Notenlesen belastet denn
es kommt heraus dass die Kinder stur das herunterspielen genau wie in der Schule wenn sie
lesen lernen. Wie oft kommt es vor dass ein Schüler ein Buch liest und nachher keine Ahnung
hat was drin gestanden hat.Bei der Musik ist das genauso. Es wird viel mechanisch
runtergewurschtelt und letzten Endes wenn man sagt 'Sing das nach' so kann er es nicht weil
er nur liest und nicht Musik macht. Daher wäre es vielleicht gut wenn man das
Improvisatorische schon in der frühen Musikerziehung einbaute. Andererseits verhilft natürlich
das Notentrommeln auch weniger begabten Leuten zu spielen sei es jetzt Klavier Orgel oder
Geige was immer. Bei den Instrumenten besonders beim Klavier geht es bis zu einem gewissen
Grade dass man das eben runtertrommelt - 10 Jahre lang 8 Stunden pro Tag übt - und nachher
einen gewissen Erfolg auf dem Konzertpodium hat...«Dieses Buch porträtiert Friedrich Guldas
Leben und Wirken sowohl fotografisch als auch durch ausgewählte Textzeugnisse.