Jörg Piringer versteht die Produktion von Computerliteratur als künstlerische Forschung und
explorative Programmierung die den subjektiven Aspekt und den persönlichen Erkenntnisgewinn
betonen. Beispiele seines umfangreichen digitalliterarischen Werks legt der Autor soweit
dieses gedruckt dargestellt werden kann nun erstmals in Buchform gesammelt vor. Piringers
Arbeiten die in der Regel das Schreiben oder Umformen eines Computer-Programms und das
Befüllen von diesem mit geeignetem Textmaterial umfasst sind von konzeptioneller Raffinesse
und einem coolen Humor geprägt. Ihre Herstellungsart ist der ludischen Poesie verpflichtet:
eine in 82 Sprachen maschinenübersetzte Transformation des Gedichts Das Abendlied von Matthias
Claudius oder ein Generator für Märchentexte deren Narrationsfortschritt nach
Wahrscheinlichkeiten aufeinander folgender Wörter gesteuert wird setzen auf den Zufall als
produktionsästhetisches Kalkül. Ein solcher Ansatz stellt zum einen den Schematismus
genregerechten Schreibens bloß und dient andererseits als Motor für verblüffende Wort- und
Satzkombinationen die auf dem Weg intuitiven Dichtens kaum herstellbar wären. Die
maschinengenerierte verbale Beschreibung real ablaufender Handlungen und künstliche neuronale
Netzwerke denen Zitatmaterial antrainiert wird verweisen auf KI-Anwendungen die in naher
Zukunft unsere technische und soziale Wirklichkeit prägen werden. Es sind gerade die
individuellen und gesellschaftlichen Implikationen von sprachzentrierten Computertools die der
Autor in seinen kreativen Versuchsanordnungen in Augenschein nimmt. Jörg Piringers datenpoesie
unterstreicht die Dringlichkeit einer kritisch-kreativen Auseinandersetzung mit Oberflächen und
Quellcodes heutiger und kommender Umgebungen.