Bevor man die Nase voll hat vom Nazi-Thema sollte man sie noch einmal in den Wind der
Geschichte halten und sehen wo der herkommt. Denn wenn das Rad der Geschichte auch nicht
zuru¿ckgedreht werden kann ko¿nnen doch seine Spuren verfolgt und vielleicht ein Stu¿ck
weiter begriffen werden - so Andreas Okopenko 1984 zu seinem Episodenroman der in Zeiten des
Rechtsrucks und des Krieges in Europa auch vierzig Jahre später dazu ermahnt den
gesellschaftlichen Kurs zu hinterfragen und zu gestalten. Sein "ru¿ckgespulter Erlebnisablauf"
u¿ber Kindheit und Jugend im Deutschen Jungvolk' stemmt sich gegen die Zeitflucht. Von der
Endphase des Zweiten Weltkriegs begleitet Okopenko den u¿berzeugten "Kindernazi" Anatol Vitrov
zuru¿ck in die Zeit vor seiner Identität als Reichsdeutscher' und spu¿rt anhand seines
Beispiels der Ideologisierung einer heranwachsenden Generation im NS-Apparat nach. Als Basis
fu¿r seinen Text diente ihm von eigenen Tagebucheinträgen bis hin zu Alltagsdokumenten aus der
Kriegszeit eine Fu¿lle an Material das Okopenko in Collage- Arbeit modifiziert und zu 62
Episoden montiert hat. Erstmals liegt nun eine Ausgabe vor die seinem Roman einen Kommentar
anhand ausgewählter Arbeitsunterlagen zur Seite stellt.