Ronald Pohls Roman Der gewendete Handschuh komplettiert mit dem Gedichtband Signor Mongibello
und mit der Erzahlung Donna Malerba (in: Der Vaghals) eine Trilogie in deren Zentrum der Atna
steht. Zum guten Teil werden die verwickelten Geschichten um Landadlige Provinzhonoratioren
sowie dem aus Norddeutschland zugereisten Fotografen und Brautwerber von Gloeden aus dem
letzten Buch wieder aufgenommen erzahlt nun allerdings in umgestülpter Perspektive: aus der
Ich-Position der ehelos gebliebenen Malerba aus der ihres Vaters bzw. von deren Antipoden.Die
Verstrickungen in Hochzeitshandel Mitgiftjagd Tochterschacher und -entsorgung bleiben ebenso
undurchsichtig wie die profitable Teilhabe einiger Akteure am faschistischen Regime. Für ein
solches Milieu der Ranke und Verstellung kreiert der Autor eine Sprachform von hochster
Ambivalenz: Eine regelrechte Explosion von Metaphern erweist dem Signor Mongibello benannten
Vulkan seine Reverenz erlesene Worter und Phrasen früherer Epochen bedecken die Erzahlung
gleichsam mit einer schwefeligen Nebel-Schicht und allerorten spreizen Einschübe die wuchernde
Syntax auf. Kaum ein Satz bleibt ohne rhetorischen Schmuck: Wo es um Vertuschen und Tauschen
geht entpuppt sich der uneigentliche Ausdruck als Herrschaftsinstrument. Ronald Pohl zeigt
sich mit seinem Roman Der gewendete Handschuh einmal mehr als Meister der augenzwinkernden
Umprogrammierung historischer und zeitgenossischer Stilregister.