Der Gedichtband schilfern lotet Formen des Sprechens und Schreibens über Liebe in einer Zeit
aus in der strukturelle psychische und körperliche Gewalt gegen Frauen und weiblich gelesene
Personen zunimmt in der die Zahl der Femizide konstant steigt. Hannah K Bründl schert Schicht
für Schicht tradierte Redeweisen und Vorstellungen von Liebeslyrik ab knackt den Chitinpanzer
dichterischer Schablonen. Die in unterschiedliche Denkrichtungen (Artaud Bachmann Cixous
u.a.) durchlässigen wie abtrünnigen Texte öffnen den Austausch zwischen Gefühl Wahrnehmung und
Denken unterminieren patriarchale Begrifflichkeit und jede Form von überkommenem Pathos.
Szenen von Bedrohung und Gewalt künden von der Allgegenwart von Unterdrückung die Ordnung der
Gedichte nach den Jahreszeiten Sommer bis Winter verweist auf zunehmende soziale Kälte. Liebe
und Nähe werden nicht nur als individuelles Gefühl sondern als gesellschaftlich eingebetteter
politischer Akt begriffen. Die gleichsam gläsernen fragilen lyrischen Gebilde zeigen offen
Verletzlichkeit während sich im Akt des Sprechens Schutzlosigkeit in Selbstermächtigung zu
wandeln beginnt. Das Kontrastieren dissonanter Elemente das Affirmieren von Brüchen Stimmen
und Bewegung und der Zusammenprall von elementarem und ungeläufigem neu geschöpftem Vokabular
rütteln an Hierarchie und eröffnen ein Verständnis von Liebe das über traditionell misogyn
geprägte Narrative hinausgeht. Gesten der Zuneigung und Appelle zur Wachsamkeit weisen
zärtlich wie unerschrocken über den zerstörerischen Status quo hinaus auf eine andere
gewalt-befreite Sprache der Liebe selbst.