Der Star-Dramatiker Werner Schwab sah sich selbst als Prosaschriftsteller - aber zu Lebzeiten
erschien nur ein einziger größerer Prosatext dieMenschensammlungAbfall Bergland Cäsar. Mit
diesem Buch griff Schwab auf eine Gattung des 17. und 18. Jahrhunderts zurück
Typenbeschreibungen des Menschlichen Sittenbilder und Porträts des adeligen und bürgerlichen
Verhaltens. Wo die Autoren solcher Human-Typologien bestenfalls skeptisch und leicht spöttisch
waren setzt Schwab in seinerMenschensammlungzur totalen Vernichtung an. Die Personen von A bis
Z sind weniger Charaktertypen als Opfer einer endgültigen Dekonstruktion: sie werden ermordet
und gemetzelt zersägt und zerschnitten sie werden erstickt in Jauche und Müll und ertränkt in
Blut Schweiß und Tränen. Täter Opfer und Werkzeug dieses Mordens ist die Sprache als das
wichtigste Instrument desverfeinerten menschen. Die Attacke gegen den guten Geschmack gegen
den humanistisch-edlen Zeitgenossen ist programmatisch:TÖTENwir das kulinarische. VERMEIDEN wir
das graduelle des genusses.Die grundsätzliche Kritik an den gesellschaftlich produzierten
Menschentypen enthält darüberhinaus eine radikale Sprachkritik und Erkenntnisskepsis und
erweist sich im nachhinein als der vielleicht wichtigste Selbstkommentar des Autors - der aber
auch in diesem Text nicht auf seine drastische Komik verzichtet und lustvoll Situationen und
Handlungen konstruiert die zielsicher ihre jeweils schlimmste Wendung nehmen.