Andererseits lautet der Titel von Zsuzsanna Gahses Poetikvorlesungen weil alles mindestens
zwei Seiten hat - ein Umstand der sich bedrohlich ausnehmen kann weil mit der Vielseitigkeit
die Übersicht leicht verlorengeht. In ihren drei Reflexionen mit den Titeln »Topographie«
»Tempo« und »Theater« stellt sie Fragen nach dem inneren Funktionieren der Literatur entlang
ihrer literarischer Orte dem Tempo des Erzählens und der Bühne als Landschaft.Bei der Frage
nach dem »Wo?« gibt es für die Darstellungen uferlos viele Wege und schon das Wort uferlos
selbst gehört zum Thema. Daraus ergeben sich Folgefragen: Wie schnell nimmt jemand die Umgebung
wahr und für welches Tempo entscheidet er sich bei der Darstellung? Wie spricht er (oder sie)?
Legt er Wert auf seine Stimme? Holt er oft Luft? Und schließlich: Ist die Landschaft selbst
eine Bühne? In der Malerei und in der Fotografie sind beide Möglichkeiten bekannt im Theater
kommt noch die Stimme als ein wesentlicher Faktor hinzu.Neben diesen analytisch-poetischen
Zugriffen geht es immer auch um heimliche Verwandtschaften die zwischen den vermeintlich
getrennten Erscheinungsformen von Literatur bestehen bleiben: Zwischen Gedichten Erzählungen
szenischen Stücken und der gesprochenen Sprache - und wie man ihnen durch den Blick auf ihr
Funktionieren auf die Schliche kommt.