Zweifeln ist ein Verfahren ein sich Verirren das Ungemütlichkeit erzeugt. Wer zweifelt ist
ein Fremder in der betreffenden Welt zum einen weil sich ihm die Welt im Zustand der
Ungewissheit präsentiert zum anderen aber auch weil er in gewisser Weise ein Außenseiter ein
Fremder bleibt. Zugleich aber ist der Zweifel ein Kernbestand philosophischer Gründlichkeit und
Reflexion. Medium solcher Skepsis ist im Kontext der Moderne der Essay ein kreisendes
Unternehmen das sich nicht festhalten will an Geländern.Zu diesem zentralen Anliegen des neuen
Buches von Wolfgang Müller-Funk kommt ein methodischer Ansatz: die Bedeutung von Narrativen
von Erzählkomplexen. Kollektive Erzählungen - und alle Erzählungen sind letztendlich
gemeinschaftlich - sind niemals nur Wiedergaben von Geschehenem sondern stets auch deren
Interpretationen und Sinnstiftungen. Diese sind ein wesentlicher Teil des menschlichen
Symbolismus und schaffen die Voraussetzung dafür dass wir uns - wie provisorisch auch immer -
zu Hause fühlen.Aufbauend auf diesen Überlegungen entfaltet Wolfgang Müller-Funk in Die Kunst
des Zweifelns eine Philosophie des Politischen um dabei Themen und Begriffe auszuloten die in
gegenwärtigen Diskursen eine maßgebliche Rolle spielen. Hinterfragen bedeutet dabei deren
theoretischen Hintergrund auszuleuchten Bedeutungsverschiebungen nachzugehen und sie
zueinander in Beziehung zu setzen.Die hier versammelten Texte verstehen sich auch als Einträge
die lexikalisch und alphabetisch angeordnet sind. Sie sind als Fragmente zur Analyse eines
Zeitgeistes zu verstehen dem nicht nur die großen utopischen Erzählungen abhanden gekommen
sind. Vielmehr hat es den Anschein als ob sicher geglaubte Bestände einer aufgeklärten
demokratischen Ordnung brüchig geworden sind. Liberale Grundwerte sind ins Wanken geraten die
wir mindestens im Westen Europas für unverrückbar gehalten haben. Diese Verschiebungen
auszuleuchten ist Anliegen dieser Kunst des Zweifelns die eine essayistische Philosophie des
Politischen im Geist der Skepsis betreibt.