Im Jahr 1982 am Höhepunkt seiner philosophischen Produktivität hielt Emmanuel Levinas den
Vortrag Ethique comme philosophie première in Löwen. Das penibel vorbereitete Skript des
Vortrags bildet die Grundlage für die vorliegende Edition die einen zugleich stark
verdichteten doch in seiner klaren Struktur auch gut fassbaren Gedankengang zugänglich macht.
Insofern ist der Text ein Glücksfall für alle die mit Levinas bereits vertraut sind wie auch
für all jene die sich dem Autor erstmalig annähern wollen: Denn Ethik als Erste Philosophie
bietet nicht weniger als eine Selbstdarstellung der zentralen These von Levinas' Werk aus der
Perspektive seiner späten feinsäuberlich ausgearbeiten Verfasstheit. Daher lässt sich der Text
sowohl als ein Höhepunkt der Levinas'schen Subjektivitätskritik wie auch als eine Einführung in
sein Werk lesen.Die Stoßrichtung von Levinas' These ist radikal im ursprünglichen Wortsinn da
es ihm darum geht zu zeigen wie die Philosophie seit der aristotelischen Ersten Philosophie
einer fatalen Gleichsetzung von Denken und Wissen verfallen ist. Um diese wohltradierte
Schieflage zu korrigieren unternimmt Levinas eine Kritik der Husserl'schen Intentionalität
einer mustergültigen Ausprägung der als Wissensvorgang missverstandenen Bestimmung menschlichen
Seins. Die Neubegründung des abendländischen Denkens aus der dem Wissen vorgelagerten
Verantwortlichkeit für den Anderen bildet für Levinas die notwendige Konsequenz.In seinem
Nachwort rekonstruiert Gerhard Weinberger den Essay entlang seiner argumentativen Schritte
zudem werden für das Verständnis wesentliche Bezüge hergestellt und erklärt. Ein konzises
Glossar erläutert die tragenden Konzepte und Begriffe.