Von den zahlreichen Büchern die der Philosoph Peter Strasser im Laufe seines Lebens
geschrieben hat ist Apokalypse und Advent sicherlich sein persönlichstes. Befreit von
akademischen Anforderungen die immer auch Fesseln sind scheut er sich nicht die Ich-Form zu
verwenden ein Ich ins Spiel zu bringen das sich nicht als ein Anderer versteht - und das
eigene Schreiben prüfend zu reflektieren: »Oft schon habe ich versucht mich in meiner
Grübelei meinem Schreibfluss innehaltend von mir selbst zu distanzieren. Immer schwerer wog
der Verdacht der mir beim Schreiben folgte wie ein böser Schatten: Waren nicht gerade meine
zentralen Überzeugungen statt Ausdruck einer tieferen geistigen Realität zu sein bloß
herbeigeschrieben?«Natürlich bleibt Peter Strasser auch in diesem Werk seinem zentralen Thema
verbunden: einen Ausweg aus dem Gefängnis der Immanenz und dem Irrgarten der Transzendenz zu
finden. So kreist sein Denken um Begriffe die wie aus der Zeit gefallen scheinen: Schöpfung -
Paradies - unbefleckte Empfängnis - Blickwinkel Gottes ... und die Unausweichlichkeit der
Mythen die sich wie ein roter Faden durch sein Werk ziehen: »Durch die Vermittlung des Mythos
der alle Zeit aufhebt entsteht uns eine Ahnung«. Die Wendung »wie aus der Zeit gefallen« lässt
sich mit den Worten Peter Strassers somit auch ins Poetische übersetzen: »Es ist als ob die
Zeit den Atem anhielte.«Der Untertitel von Apokalypse und Advent hebt mit einem Fragewort an:
Warum - endet aber nicht fragend mit einem Fragezeichen sondern präsentiert sich als eine in
einer vergangenen Zukunft endenden Mutmaßung: Warum wir dagewesen sein werden - ohne Punkt
ohne Ausrufezeichen. Peter Strasser stellt sich eben nicht die naheliegendere aber
letztendlich bedeutungslose Frage Wozu? sondern sucht einen Sinn unserer Existenz über unsere
Endlichkeit hinaus ja über die Endlichkeit unserer gesamten Gattung über die Endlichkeit des
Kosmos hinweg. Für Strasser ist der Advent des Philosophen eine Zeit des Ahnens eines Ahnens
jedoch das nicht bloß herbeigeschrieben oder gewünscht wird sondern unserer ambivalenten
Gegenwart abgelauscht ist. Für den Grazer Philosophen bestimmt die Tragweite der Fragestellung
bereits über die Möglichkeit eines Antwortens: »Erst unter einer solcherart
heilsgeschichtlichen Perspektive werden wir wahrhaft dagewesen sein.«