Bruno Munari war Gestalter Designer Künstler - aber auch Erfinder Bildhauer Maler Fotograf
Architekt Pädagoge Filmemacher Lehrer und Kunstvermittler. Heute kann ja muss er als eine
der zentralen Figuren des modernen italienischen Designs gelten. Umso erstaunlicher ist es
dass er - obwohl seine Bücher in Italien zum festen Bestand des bildnerischen Kanons zählen -
im deutschsprachigen Raum nach wie vor weitgehend unbekannt geblieben ist. Mit Fantasia
erscheint ein zentraler Text Munaris in deutscher Übersetzung in dem anhand von Alltags-
Design- und Kunstobjekten seine Überlegungen zu Erfindung Kreativität und Imagination
plastisch vor Augen geführt werden.Munaris Biografie führt von seiner futuristischen Jugend zu
ikonischen grafischen Arbeiten für Firmen wie Campari Olivetti und das Verlagshaus Mondadori -
gefolgt von Versuchen gestalterische Arbeit und künstlerische Forschung zu verbinden.
Programmatisch war Munaris Selbstverständnis: »Uscite dallo studio!« Verlasst Eure Ateliers
produziert nicht nur Kunst für eine wohlhabende Elite sondern verschönert auch den Rest der
Welt!In Fantasia (Editori Laterza 1977) - seinem Pionieraufsatz der italienischen Pädagogik
sowie der Kunst- und Designgeschichte der in Italien bereits in der dreißigsten Auflage
vorliegt - wird die Frage aufgeworfen was hinter den Vermögen der Fantasie der Kreativität
und der Erfindung steckt. Wie kann die Elastizität des Denkens gefördert werden damit es nicht
in vorgegebenen Formeln stagniert? Wie kann die kindliche Kreativität gestärkt werden? Entlang
dieser Fragen entwickelt Munari anhand von zahlreichen Beispielen eine visuelle Rhetorik und
konkrete Techniken um Neues zu schaffen. Was zunächst wie eine begriffliche Sortierung anhebt
wächst sich bald zu einer angewandten Theorie und Schule des Sehens aus - spielerisch verleitet
der Text zur kreativen Erkundung bisher ungedachter Verbindungen. Der von Gernot Waldner ins
Deutsche übertragene und kommentierte Text richtet sich nicht nur an Design- und
Kunstinteressierte sondern eignet sich auch hervorragend als Einführung in Munaris
Arbeitsweise und dessen Werk. Ein Anmerkungsapparat von Jeffrey Schnapp (Harvard) erläutert die
wichtigsten Bezüge und Hintergründe.