»Was beschäftigt Sie mehr: Das Verschwinden der Gletscher oder das Ihrer eigenen Jugend?«
fragt einer der Texte in Petra Piuks und Bastian Schneiders bemerkenswertem Album. In Zeiten
die viel öfter anhand ihrer Fülle Reizüberflutung und permanenten Überforderung
charakterisiert werden scheint das Verschwinden oft eine untergeordnete Rolle zu spielen. Es
schwankt zwischen längst bekannten Schreckensmeldungen (Artensterben Rodungen tauender
Permafrost) und sehr persönlichen Verlusten die im hektischen Getriebe des Alltags rasch
wieder vergessen sind. Dabei droht das Verschwinden selbst zu verschwinden. Deshalb haben Petra
Piuk und Bastian Schneider ein investigatives Projekt der Gegenwartsbeobachtung ins Leben
gerufen: In Prosaminiaturen Aphorismen Beobachtungen Kurzgeschichten Minutenessays und
Gedichten vermessen sie die unterschiedlichen Spielarten des Verschwindens und lassen sich auf
die vielfältigen Dialektiken ein die daran ablesbar werden.Denn sobald man die Leerstelle als
solche bemerkt hat und die erste Verblüffung abgeklungen ist tauchen Spuren und Ahnungen
dessen auf was als Ursache dieses spezifischen Verschwindens in Frage kommt - und welche
Folgen es für uns hat oder haben sollte. Die oftmals spielerischen Texte verhandeln auf subtile
Weise nicht nur unser je persönliches Verhältnis zu den registrierten Verlusten sondern bilden
zugleich eine Wunderkammer von Phänomenen die gerade jetzt die Aura des Verschwindens erahnen
lassen. Das Ergebnis: Texte die die Melancholie der poetischen Alltagsbetrachtung so sehr mit
Beunruhigung aufladen dass man sich - aller Schönheit zum Trotz - erst recht nicht mit der
Unabwendbarkeit des Verschwindens abfinden möchte.