Zeitenwende ist ein eigentümliches vielschichtiges Wort. Denn wer wendet die Zeiten? Macht die
Zeit es selbst? Hat sie ein Selbst? Steiner sprach nun in Vorträgen häufiger vom 'Zeitgeist'.
Ist der Mensch der sich mit dem Zeitgeist verbindet bei den Wendungen zum Guten der
entscheidende Faktor? In diesem Zusammenhang nahm Steiner vermehrt Bezug auf mittelalterliche
Hierarchien- und Engellehren und die Namen die solchen uns zeitweise leitenden kosmischen
Wesen dort gegeben werden. Vor allem dem 'Erzengel Michael' oder der Qualität des
'Michaelischen' wird der erstaunte Leser in Steiners Gesamtwerk immer wieder begegnen. Mit ihm
wird traditionell das Attribut der Waage assoziiert. Das Abwägen die Scheidung von
Wesentlichem und Unwesentlichem bei der Urteilsbildung die mutige Unbestechlichkeit sind
weitere Motive. Der Mut zu sich selbst zu stehen auch wenn alle Welt einen zu Schritten
zwingen will die würde man sie mitmachen Kettenreaktionen der Unwahrhaftigkeit auslösen
würden. Es braucht Mut ausgleichend zu wirken. Verantwortung zu übernehmen für eine eigene
freie Entscheidung und diese erst dann zu treffen wenn sie gereift ist. Für Steiner löst der
Zeitgeist des Michaelischen den Menschen auch aus den Fesseln der lähmenden Erwartungen an
Institutionen. Parolen wie 'Wir sind das Volk!' oder in jüngster Zeit 'Wir sind jetzt
Verfassungsschutz' vor dem Hintergrund von demokratiegefährdendem Extremismus mögen diesen
Umschwung in den Seelen andeuten wenn auch die Regierenden aus Eigeninteresse gern auf diesen
Zug aufspringen oder ihn gar selbst aufs Gleis gesetzt haben: Jeder übernimmt Verantwortung für
das Ganze weil das Ganze im Einzelnen lebt. Weil auch ich ausgegrenzt werde wenn mein
Nächster ausgegrenzt wird