Der Schweizer Dieter Kienast (1945-1998) ist eine Schlüsselfigur der europäischen
Landschaftsarchitektur. An einer markanten Wende im gesellschaftlichen Verständnis von Natur
suchte er nach einer Synthese zwischen Gestaltung und Ökologie ohne stadtfeindlich zu sein
oder einem sentimentalistischen Naturbild anzuhängen. Seine Freiräume sollten die sich
auflösenden Gegensätze von Stadt und Land lesbar machen und in ihrer ästhetischen Erfahrbarkeit
die Bewältigung eines immer komplexer werdendes Alltagsleben unterstützen. Das Buch bietet die
erste kritische Auseinandersetzung mit Kienasts realisiertem Werk seiner Entwurfshaltung und
seinen theoretischen Positionen. Es beleuchtet zugleich eine prägnante Epoche der
Landschaftsarchitektur die seit den 1970er Jahren darum kämpft wieder ein integraler Teil der
Stadtentwicklung und Impulsgeber für die grossmassstäbliche Planung zu werden. Kienast wurde
deren charismatische Leitfigur. Er hat die neuen Herausforderungen erkannt benannt und als
Entwerfer Planer Forscher und Hochschullehrer zur Diskussion gestellt. Städtebaukritik
Partizipationsprozesse und die Bedeutung der spontanen Vegetation?der Stadt spielen dabei
ebenso eine Rolle wie Kunst Literatur Architektur und die Populärkultur der Postmoderne.
Georg Aerni hat die bahnbrechende und zugleich zeitlose Sprache von Kienasts uvre in aktuellen
Neuaufnahmen festgehalten. Fasziniert von den Kontrastwirkungen zwischen den vom Menschen
gesetzten Formen und der sich diesen Formen widersetzenden Natur erdachte Kienast ein
Reservoir an Ideen und Lösungen um zur Gestaltung einer Umwelt beizutragen die lebenswert und
zugleich schön ist. Seine hochentwickelte Sensibilität für Material und Raum verband ihn mit
Künstlern wie Joseph Beuys Sol LeWitt oder Mario Merz und machte ihn zum engen Partner von
Architekten und Stadtplanern wie Herzog & de Meuron oder Diener & Diener.