War die Schweizer Moderne der 1920er und 1930er Jahre tatsächlich das moderate ausgleichende
Verbindungsglied zwischen traditionellen und progressiven Standpunkten? Im zeitgenössischen
Diskurs definierte sie selbst ihre Haltung oft durch Abgrenzung gegen eine radikale Avantgarde
die vor allem am Bauhaus im politisch zerrissenen Nachbarland verortet wurde. Die Rezeption der
deutschen Reformkunstschule spaltete die Zunft der Kritiker und führte zu einer eigenen
Schweizer Bauhaus-Kontroverse. Allerdings wird dabei oft übersehen dass es an der Weimarer und
Dessauer Institution bisweilen gerade die Schweizer Kollegen waren die den fortschrittlichen
Ton angaben. Die scharfe Konfrontation löst sich bei näherer Betrachtung schnell in den
mannigfachen Verästelungen transnationaler und interkultureller Netzwerke auf. Die in diesem
Band versammelten Beiträge diskutieren die jeweiligen Positionen der bilateralen Wahrnehmung
sowie ihre interdisziplinären Verflechtungen. Dabei werden so gut wie alle Bereiche der
Gestaltung behandelt: Architektur Malerei und Bildhauerei Kunstgewerbe Produktdesign
darstellende Kunst Grafik und Typografie. Innerhalb der einzelnen Kategorien eröffnen sich
jeweils unterschiedliche Perspektiven auf formale und technische pädagogische und
künstlerische Aspekte.