Unser emotionales Leben vollzieht sich zwischen den Polen Kränkung und Anerkennung. Der Bedarf
an Anerkennung scheint dabei unerschöpflich: Wieder und wieder wollen wir anerkannt sein in
unserem Charakter in unserem Beruf und Körper wieder und wieder brauchen wir neuen Zuspruch.
Wo einem solche Anerkennung verweigert oder entzogen wird da tritt die Kränkung auf den Plan:
Wir sind gekränkt wenn wir uns missachtet und ungerecht behandelt fühlen wenn wir
zurückgesetzt und respektlos behandelt werden wenn wir nicht so wahrgenommen werden wie wir
es uns wünschen. Je stärker das Streben nach Anerkennung desto größer das Risiko von Kränkung.
In der heutigen Zeit scheint das Kränkungsgefühl besonders verbreitet. Weshalb behalten wir
Kränkungen so gut im Gedächtnis? Warum leiden Künstler so sehr wenn ihre Werke keine
Anerkennung finden? Wie kränkt und wie anerkennt man mit Blicken? Wie wird der Tod als wohl
größte Kränkung des Lebens inszeniert? In ihren Essays geht Corina Caduff sowohl von eigenen
Erfahrungen - unter anderem einem Gang zu einem Medium das Kontakt mit dem Jenseits verspricht
- als auch von Beispielen aus dem Kunstbetrieb oder der Wissenschaftsgeschichte aus. Dabei
behandelt sie scheinbar Entlegenes genauso wie klassische Themen: Geld Krankheit und das
Antlitz von Toten.