Kurt Mettlers allzu kurzes Leben führte dazu dass er nur wenige Spuren hinterliess. Seine
engste Familie aber hütete seinen schriftlichen Nachlass vor allem seine Tagebücher. In ihnen
hielt der empfindsame und scharfsinnige junge Mann aus einer begüterten St. Galler
Textilhandelsfamilie alles fest was ihm begegnete und was ihn beschäftigte hin- und
hergerissen zwischen der behüteten Welt St. Gallens und den Metropolen der Welt die er mit
grosser Neugierde bereiste. Während seines Aufenthalts in den USA knüpfte der
Zweiundzwanzigjährige Kontakte zur Welt der Kunstsammler und -händler. Im Dezember 1929
eröffnete er in Paris seine eigene Galerie. In die Zeitspanne der Tagebücher fällt auch die
Entdeckung seiner Homosexualität und sein teilweise verzweifeltes Ringen darum. Seine
Aufzeichnungen geben ein anschauliches Bild der zwischen Tradition und Moderne zerrissenen
Generation der späten Zwanzigerjahre. Die durch André Weibel kommentierte Veröffentlichung
dieser zeitgeschichtlich unter vielen Aspekten bedeutenden bislang unbekannten Tagebücher
zeugt auch von Mettlers Ambition als Schriftsteller seinen Platz zu finden. Hier erhält er
diesen 88 Jahre nach seinem Tod.