Aenne Biermann (1898-1933) zählt zu den festen Grössen der Fotografie der 1920er und
1930er-Jahre. Im Gegensatz zu Fotografenkolleginnen wie Florence Henri Germaine Krull oder
Lucia Moholy erfuhr sie weder eine künstlerische Ausbildung noch verkehrte sie in den
Avantgardekreisen der Grossstadtzentren - und obwohl sie nur wenige Jahre fotografierte
entwickelte Biermann einen eigenen signifikant modernen Bildstil der sie innerhalb kürzester
Zeit als Vertreterin der zeitgenössischen Avantgardefotografie etablierte. Sie richtete ihre
Kamera auf Pflanzen Dinge Menschen und Alltagssituationen. Mittels klarer Strukturen
präziser Kompositionen mit Licht und Kontrast sowie enger Bildausschnitte entlockte sie den
Motiven ihres persönlichen Umfelds eine besondere Poesie und vermittelte wie sie 1930 schrieb
eine «Vertrautheit mit den Dingen».Die Monografie präsentiert das Werk Aenne Biermanns als ein
Beispiel für Moderneströmungen jenseits der Zentren der Avantgarde und thematisiert die
Verflechtungen von Laienkunst und Avantgardefotografie in den 1920er-Jahren wie auch das
Selbstverständnis bürgerlicher Frauen in Bezug auf künstlerische Produktion und individuelle
Entwicklungen.