Niemand weint um mich ist der zweite Managua-Krimi von Sergio Ramírez in dem Inspektor Dolores
Morales vom Drogendezernat Managuas wieder einen komplizierten Fall zu lösen hat. Inzwischen
hat Morales allerdings den Polizeidienst quittiert und arbeitet als Privatdetektiv. Er wird von
einem der neuen Oligarchen Nicaraguas engagiert der nach dem Ende der sandinistischen
Revolu-tion unter den neuen globalisierten Verhältnissen mit allerlei mehr oder weniger
dubiosen Geschäften ein riesiges Vermögen angehäuft hat. Die Adoptivtochter dieses Tycoons ist
verschwunden Morales soll sie finden. Die Suche nach ihr gibt Ramírez Gelegenheit das bunte
bis chaotische Bild einer lateinamerikanischen Grossstadt - Managua - in ihrer Zerrissenheit
zwischen Tradition und (Post-)Moderne zu zeichnen und ein grosses Lesevergnügen zu bieten. Sein
ehemaliger Kollege Kommissar Bert 'Lord' Dixon der im ersten Band sein Leben bei einem
Attentat verlor ist auch diesmal aus dem 'Off' des Jenseits sein Sidekick sein begleitendes
Alter Ego. Drama Komödie und Tragödie liegen - wie immer bei Ramírez - dicht
beieinander.Dieser Kriminalroman der Meisterklasse besticht durch seine sprachliche Virtuosität
die treffsichere Darstellung der Realität Lateinamerikas zu Beginn des 21. Jahrhunderts in
ihrer Mischung aus Korruption Drogenökonomie und revolutionärem Erbe seinen hintergründigen
Humor - und durch die Besonderheit dass er als Kriminalroman ohne einen einzigen Toten
auskommt. Mühelos gelingt es Ramírez dennoch Spannung aufzubauen die bis zum Schluss fesselt.
Ein starkes Stück Literatur ein grosses Lesevergnügen.