Die Einsicht ist nicht neu: Der in der globalen kapitalistischen Wirtschaft strukturell
verankerte Wachstumszwang zerstört unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Die Klimaerhitzung und
der rasant fortschreitende Verlust der Biodiversität das massive Artensterben sind eine
direkte Folge davon. In der Corona-Pandemie werden uns dieser Wachstumszwang die
Abhängigkeiten von globalen Lieferketten oder auch die sozialen Folgen eines ausbleibenden
Wirtschaftswachstums in aller Deutlichkeit vor Augen geführt. Aber nicht nur das: Gleichzeitig
hat sich auch gezeigt dass es gerade in den reichen Gesellschaften des globalen Nordens
Möglichkeiten gibt die vermeintlich 'alternativlose Normalität' einer neoliberal geprägten und
nicht nachhaltigen Lebensweise zu verändern. Der Flugverkehr kann eingeschränkt werden. Eine
staatliche Wirtschaftsplanung ist möglich. Soziale Ausgleichsmechanismen können finanziert
werden.Vor diesem aktuellen Hintergrund widmet sich das Denknetz-Jahrbuch 2021 dem Thema
'Postwachstumsgesellschaft'. Die wachstumskritische Debatte ist vielfältig und beginnt lange
vor dem viel zitierten Bericht 'Grenzen des Wachstums' des Club of Rome aus dem Jahr 1972. An
Fahrt gewonnen hat sie aber parallel zur Zuspitzung der Klimakrise in den letzten rund zehn
Jahren. Durch die weltweite Klimabewegung erhielt sie einen zusätzlichen Schub. Im Jahrbuch
soll nach einer Einleitung in die wachstumskritische Debatte eine Übersicht über die
wichtigen Ansätze einer Postwachstumsperspektive gegeben werden. Wo stehen die Diskussionen und
die darin involvierten Akteure heute 2021? Auch: Was hat sich allenfalls durch die
Corona-Krise verändert? Im zweiten Teil des Buches sollen dann ausgewählte konkrete Themen
respektive Handlungsfelder einer über die gegenwärtige Wachstumsgesellschaft hinausreichenden
sozial-ökologischen Transformationsstrategie im Vordergrund stehen so wie Arbeit
Landwirtschaft Mobilität oder Stadtentwicklung.