Die aus einem alten holsteinischen Adelsgeschlecht stammende Fanny zu Reventlow (1871-1918) war
um die vorletzte Jahrhundertwende eine der aufregendsten Figuren der Münchener Bohème.
Berühmtheit erlangte sie vor allem durch ihre unangepasste und ausschweifende Lebensweise.
Wechselnde Liebesbeziehungen die Geburt eines unehelichen Sohnes und ihre Wohngemeinschaft mit
verschiedenen Künstlern brachten ihr den Namen der Skandalgräfin ein. Angesichts ihrer
schillernden Biografie geraten Fanny zu Reventlows schriftstellerische Er-folge häufig in den
Hintergrund. Die Autorin und Übersetzerin verfasste mehrere Romane Novellen und Essays die
nicht nur kulturgeschichtlich relevante Einblicke in die Schwabinger Künstlerzirkel erlauben
sondern auch ein überzeugendes Beispiel satirisch-komischer Erzählkunst darstellen. Ihr
Schlüsselroman Herrn Dames Aufzeichnungen gilt noch immer als die treffendste Beschreibung der
Schwabinger Bohème. Viele bekannte Personen finden sich wieder darunter die wichtigsten
Mit-glieder des Kosmiker-Kreises: Stefan George Ludwig Klages Karl Wolfskehl und Alfred
Schuler. Reventlow selbst wird durch die beiden Frauenfiguren Maria und Susanna verkörpert die
einen Ein-druck von der anfängliche Begeisterung der Autorin für den Kreis und schließlich ihre
kritische Dis-tanzierung von dessen Ideen vermitteln. Der ironisch verfasste Lebens- und
Erlebnisbericht nimmt den Leser mit in eine faszinierende Epoche deren Personen und
Geschichten auch nach hundert Jahren nichts von ihrer Anziehungskraft verloren haben. Der wohl
genaueste und unterhaltsamste kulturhistorische Spiegel dieser Zeit (Süddeutsche Zeitung)