Die Vier-Millionen-Metropole Abidjan an der Elfenbeinküste heute: Der junge Arzt Marco hat es
geschafft. Er hat eine erfolgreiche Karriere seine stolze Mutter liebt ihn über alles mit
seiner Ehefrau Linda hat er die gemeinsame Tochter Anastasia großgezogen. Doch die Fassade
bröckelt. Denn sie fußt auf Traumata Verdrängung und dem Korsett gesellschaftlicher Zwänge.
Als Marco nach Jahrzehnten der Selbstverleugnung beschließt seine unterdrückte Homosexualität
auszuleben gerät seine von Disziplin und äußerem Erwartungsdruck zusammengehaltene Welt aus
den Fugen. Nicht nur werden ihm schlagartig die Versäumnisse seines bisherigen Lebens klar die
Entscheidung hat auch prompte Reaktionen auf Seiten von Mutter und Ehefrau zur Folge. Beide
sehen sich in ihrer Existenz bedroht und auf Unterdrückungserfahrungen aus der eigenen von
Zwangsehe Beschneidung und patriarchaler Willkür gezeichneten Vergangenheit zurückgeworfen.
Die Situation eskaliert als Anastasia auf die Situation mit einem perfiden Plan reagiert.In
Die Frauen seines Lebens legt Ahepka Yves Moïse N'Guessan anhand der Biografien seiner
Protagonist*innen die Wunden der von Kolonialzeit Bürgerkrieg und politischen Krisen geprägten
Gegenwart der Elfenbeinküste offen. Der unfreie Umgang mit dem Thema Homosexualität wird dabei
zum Sinnbild einer Kultur die zwischen Tradition und Fortschritt Aufbruch und Stillstand
feststeckt. Zwar sind homosexuelle Handlungen in dem afrikanischen Land - anders als bei den
Nachbarn Liberia und Ghana - nicht gesetzlich verboten dennoch werden sie von der Mehrheit der
ivorischen Gesellschaft abgelehnt. Am Ende nutzt N'Guessan die lokalen Bezüge aber nur als
Blaupause für eine universelle Geschichte über veraltete Männer- und Frauenbilder sowie die
Ursprünge von Tabus und deren Folgen. Die Frauen seines Lebens ist ein erhellendes und
ergreifendes vor allem aber zutiefst humanistisches Plädoyer für die Freiheit den eigenen Weg
gehen zu dürfen.