Waren die jüdischen Frauen und Kinder französischer Kriegsgefangener Schützlinge des
Marschalls? Unter Staatsoberhaupt Philippe Pétain versuchten die wechselnden Vichy-Regierungen
diese besondere Verfolgtengruppe zu schützen. Das hinderte die deutsche Besatzungsmacht
letztlich aber weder daran eine unbekannte Anzahl dieser Frauen und Kinder in die
nationalsozialistischen Vernichtungslager zu verschleppen und dort zu ermorden noch daran 243
von ihnen als Geiseln nach Bergen-Belsen zu deportieren. Die Schutzbemühungen des Vichy-Regimes
bezogen sich nicht nur auf die mehr als 10 000 jüdischen Frauen und Kinder von Kriegsgefangenen
sondern auch auf die 10 000 bis 15 000 jüdischen Kriegsgefangenen selbst. Sie wurden nach der
Niederlage Frankreichs im Sommer 1940 zusammen mit fast allen anderen französischen
Kriegsgefangenen in das Deutsche Reich überstellt. Dort blieben sie in der Regel im Gewahrsam
der deutschen Wehrmacht und überlebten auf diese Weise trotz der Judenverfolgung den Zweiten
Weltkrieg.