Auf die Nachgeschichten der jüdischen materiellen Zeugnisse vor allem der Sakralbauten sollen
hier die Fragen zielen und damit auf den Zustand und die Identität der beiden Nachfolgestaaten
des Deutschen Reiches. Aus einer Beschreibung dieser Geschichten als Teil der deutschen
Nachkriegsgeschichte sind sicherlich kaum neue Erkenntnisse über die sich formierenden beiden
deutschen Staaten zu gewinnen aber ergänzende Einblicke die sowohl auf lokalen
Alltagsentscheidungen basieren als auch staatliches Agieren reflektieren. Die Nachgeschichten
insgesamt sind im einzelnen Verlauf unterschiedlich sie reichen von der nachträglichen
Auslöschung stehen gebliebener Sakralbauten über deren Überbauung und Umnutzung bis zu ihrer
Rekonstruktion. Diese Geschichte ist abhängig von den verschiedenen Phasen der Aufarbeitung der
Verbrechen des Nationalsozialismus und der Erinnerungspolitik. Wenn nach der Achtung und dem
Verbleib des jüdischen Kulturerbes nach 1945 gefragt wird ist dieses Erbe nie als ein von
einer gemeinsamen deutschen Kultur abgespaltenes zu verstehen sondern - trotz der unfassbaren
Verbrechen an den jüdischen Bürgern - als integraler Bestandteil dieser Kultur. Die Missachtung
und Vernichtung dieses Bestandteils amputierte die gemeinsame Kultur. Diese Verstümmelung und
Eliminierung war in einem historisch bis dahin nicht gekannten Maße destruktiv es waren aber
gleichzeitig autodestruktive Akte.