Denkmäler benötigen Bewusstsein - denn erst dieses vermag Denkmäler zu schaffen. Ihre Existenz
als Denkmal steht und fällt mit der Dauer und Intensität dieser Bewusstmachung. Dieser
Grundsatz gilt vor allem für Nationaldenkmäler. In ihnen vollzieht sich die Objektivierung der
imaginierten Nation. Dieses Konzept lässt sich bei nahezu allen deutschen Nationaldenkmälern
des 19. Jahrhunderts beobachten. Eines dieser zahlreichen deutschen Nationaldenkmäler war der
Kölner Dom. Erdacht und erbaut als katholisches Gotteshaus vollzog sich im 19. Jahrhundert -
dem Jahrhundert der Nationalbewegung - an ihm ein Bedeutungswandel hin zum Nationaldenkmal. Die
vorliegende Arbeit zeichnet diesen Wandel im 19. Jahrhundert nach. In den Fokus gerückt wird
der Kölner Dom und seine Bewusstmachung als Nationaldenkmal in den drei Hochphasen der
deutschen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts. Bereits im Jahr 1814 unmittelbar im Anschluss
der siegreich geführten Leipziger Völkerschlacht gegen Napoleons Armeen im Rausch des Sieges
taucht die Idee auf den Befreiungskriegen ein gebührendes Denkmal zu setzen. In diesem Rahmen
erfährt die Vollendung des damals noch im Bau befindlichen Kölner Doms als die wieder erstarkte
deutsche Nation symbolisierendes Bauwerk eine überkonfessionelle nationale Deutung. Der Kölner
Dom bildet bis zu seiner schlussendlichen Vollendung im Jahr 1888 die dynamische
Projektionsfläche des gesellschaftlichen und interkonfessionellen Diskurses. Er spiegelt das
Verhältnis zwischen preußischem Staat und katholischer Kirche bzw. zwischen Protestantismus und
Katholizismus wider.Dabei weist die Objektivierung der Nation im Denkmal für das 19.
Jahrhundert typische Merkmale auf. Einen zentralen Platz in diesem Konzept hat die
Rückbesinnung auf eine gemeinsame und glorreiche Vergangenheit die als Zeit nationaler Einheit
Größe und Schaffenskraft propagiert und herbeigesehnt wird. Eine nicht minder wichtige
Bedeutung hat der Zusammenhang zwischen Christentum unddeutscher Nation. Christentum und
Germanentum werden im deutschen Nationsdiskurs als eine sich gegenseitig befruchtende und das
deutsche Wesen veredelnde Symbiose angesehen. Die im Mittelalter noch geeinte und unreformierte
Kirche symbolisiere das zu dieser Zeit ebenfalls geeinte deutsche Volk. Schließlich wird der
Verbindung zwischen Nation und Kunst in Form der als deutsch gedachten Gotik als Erweis für
deutsche Schaffenskraft eine besondere Bedeutung zugedacht. Diese immer wieder vorgebrachten
nationalen Topoi bilden eine die Objektivierung der Nation im Kölner Dom begleitende Trias. Der
Kölner Dom als Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit vereinigt alle drei Topoi in
sich seine Entstehungszeit reicht in die mittelalterliche vorreformatorische Periode zurück
und er ist im gotischen Kunststil als sakrales Bauwerk erbaut worden.