Die zunehmende Dynamik auf den weltweiten Beschaffungsmärkten stellt das Lieferantenmanagement
von Unternehmen des Maschinenbaus vor neue Herausforderungen. Der Einsatz von in anderen
Industrien seit Jahrzehnten erfolgreich umgesetzten hierarchischen Supply Chain
Management-Konzepten scheitert im Maschinenbau am Widerstand der häufig deutlich
umsatzstärkeren Lieferanten. Als B- oder C-Kunde verfügen die Unternehmen bei der Mehrzahl
ihrer Lieferanten nicht über die zur Durchsetzung dieser Konzepte notwendigen Einkaufsmacht.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher die Koordinationsprozesse im Maschinenbau mit dem
kooperativen Lieferantenmanagement so weiterzuentwickeln dass für einen mittelständischen
Maschinenbauer eine wirksame Lieferantensteuerung möglich wird. Dazu werden in der vorliegenden
Arbeit vier Koordinationsinstrumente entwickelt. Als erstes Instrument beschreibt der Autor den
Aufbau einer Total-Cost-of-Ownership-Berechnung zur Steuerung der Vergabeentscheidungen des
Einkaufs. Als zweites Instrument wird die Nutzung eines Lieferantenportals zur automatischen
Erfassung und Messung aller Lieferdaten beschrieben. Auf dieser Basis wird die kooperative
Lieferantenbewertung als drittes Instrument entwickelt. Diese ermöglicht jedem interessierten
Abnehmer die eigenen Lieferantenbewertungen mit einer Vielzahl anderer Abnehmer zu teilen.
Schwerpunkt des für die kooperative Lieferantenbewertung entwickelten Kennzahlensystems ist die
Erfassung der Logistikleistung in den Dimensionen Lieferbereitschaft Lieferflexibilität
Liefertreue und Änderungsrate des Lieferanten. Auf Basis der kooperativen Lieferantenbewertung
setzt als viertes Instrument die kooperative Anreizgestaltung auf. Die erhöhte Transparenz aus
der kooperativen Lieferantenbewertung wird dabei genutzt um sowohl immaterielle Anreize
(öffentliche Lieferantenbewertung) als auch materielle Anreize (Bonuszahlungen bzw. Pönalen)
zur Steuerung der Lieferanten einzusetzen. Während die monetären Anreize direkt das
Gewinnstreben des Lieferanten adressieren beeinflussen die immateriellen Anreize langfristig
die Reputation des Lieferanten im Markt. Abschließend wird anhand von drei Fallbeispielen aus
dem Maschinen- und Anlagenbau die Vorteilhaftigkeit der entwickelten Koordinationsinstrumente
verifiziert.