Ernst Fraenkels 'Doppelstaat' ist ein Standardwerk über die Politik die Justiz und das Recht
im Nationalsozialismus. Fraenkels These ist dass im Nationalsozialismus zwei Formen der
Herrschaft nebeneinander bestehen: Im "Normenstaat" gelten die bisherigen Rechtsvorschriften in
dem Umfang weiter wie es zur Funktionsfähigkeit des fortexistierenden kapitalistischen
Wirtschaftssystems erforderlich ist. Im "Maßnahmenstaat" wird nicht nach rechtlichen Regeln
sondern nach Kriterien politischer Opportunität entschieden um die Herrschaft des Regimes zu
sichern und um seine spezifischen Ziele - wie die Judenverfolgung - durchzusetzen. Im Zweifel
entscheidet der Maßnahmenstaat nach seinem Interesse ob eine Angelegenheit nach den Regeln des
Normenstaates oder nach den Bedürfnissen des Maßnahmenstaates behandelt wird. Das Buch fand
seit Mitte der siebziger Jahre in der wissenschaftlichen Literatur und der Publizistik eine
breite Resonanz. Der "Doppelstaat" erreichte den Rang eines Klassikers.