"Das ist ein wichtiges Buch." Gerhart Baum Der Neonazismus so Wolfgang Kraushaar ist längst
noch nicht überwunden und stellt die Demokratie vor neue Herausforderungen. Diese werden nur
dann zu bestehen sein wenn sich Staat und Zivilgesellschaft neu positionieren. Die
Vorstellung wehrhaft sein zu müssen wirkte lange wie aus der Zeit gefallen. Dass sie ins
Zentrum der politischen Debatte zurückgekehrt ist liegt vor allem an Putins Überfall auf die
Ukraine und seinen menschenverachtenden Annexionskrieg. Mit der erneuerten Wehrhaftigkeit nach
außen geht allerdings einher die Wehrhaftigkeit auch nach innen auf den Prüfstand zu stellen.
Denn im Unterschied zu früheren Jahrzehnten hat die Bedrohung von rechts unablässig zugenommen.
Zwei politische Faktoren prägen das neue Gefährdungsszenario: Parlamentarisch ist mit der AfD
eine starke rechtspopulistische Partei im Bundestag vertreten die sich offen gegen die
liberale Demokratie stellt. Und im Zuge der Anti-Corona-Demonstrationen hat die radikale Rechte
so sehr an Einfluss gewonnen dass sich ihr neue machtpolitische Optionen bieten. Durch diese
beiden Elemente ist die Demokratie regelrecht in die Zange genommen worden. Angesichts dieser
Herausforderung erscheinen mehrere strukturelle Korrekturen erforderlich um das Konzept einer
wehrhaften Demokratie' so weit zu erneuern dass die Bundesrepublik künftig besser gegen
derartige Angriffe gewappnet ist. Dabei gilt es insbesondere der Tatsache Rechnung zu tragen
dass die Gefährdung der Demokratie nicht mehr in erster Linie von den Rändern der Gesellschaft
ausgeht sondern von ihrer Mitte. Kraushaar plädiert deshalb dafür die statische Theorie von
Extremismus durch eine dynamische der Radikalisierung zu ersetzen. Erst wenn das geschehen ist
wird die zweite deutsche Demokratie besser als bisher in der Lage sein sich auch in Zeiten
einer multifaktoriellen Krise als wehrhaft zu erweisen.