»Er ist nicht mehr da mein Vater. Er starb an den Folgen desselben Krieges den er mit so viel
Mühe Zufall und Glück überlebt hatte. Jeden Tag denke ich an ihn.« Jessica DurlacherGerhard L.
Durlacher (1928-1996) wuchs in Baden-Baden auf. 1937 floh die Familie nach Holland. Von dort
aus wurde er 1942 in das holländische Transitlager Westerbork deportiert und 1944 über
Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt. Er war einer der wenigen die das Todeslager
überlebten. Nach der Befreiung kehrte er 17-jährig nach Holland zurück wo niemand auf ihn
wartete schloss zunächst ein Medizinstudium mit Promotion ab. Im anschließenden
Soziologiestudium führten seine anerkannten Veröffentlichungen rasch zu einem Lehrstuhl.Über
das in den Konzentrationslagern erlittene Leid schwieg er 40 Jahre lang und verschloss es tief
im Inneren. Erst mit fast 60 Jahren wird es ihm möglich zu schreiben und das Erlebte in
Bildern und Szenen mit schockierender Eindringlichkeit und bitterer Präzision in Worte zu
fassen. Erst jetzt vermag er es die schmerzliche Einsamkeit des Überlebens in tief
beeindruckender Weise zu vermitteln.Auch für seine Tochter Jessica Durlacher die erst im
Erwachsenenalter von der Vergangenheit des Vaters erfuhr wird sein Schicksal zum zentralen
Thema mit dem sie sich auch in ihren Romanen auseinandersetzt. Die in den 90er Jahren des
letzten Jahrhunderts in der Europäischen Verlagsanstalt auch auf Deutsch in Einzelbänden
erschienenen Erzählungen hat Jessica Durlacher gesichtet und so zusammengestellt nicht wie sie
geschrieben sondern wie sie gelebt wurden: von seiner Kindheit in Baden-Baden bis zur
Befreiung 1945 sowie die Zeit danach. Die Sammlung wird von ihr mit einem Vorwort neu
herausgegeben.