Im Herbst 1938 wird Bertolt Brecht vorgeworfen öffentlich zwar gegen Hitlers braunen Terror
das Wort zu erheben aber über Stalins roten Terror zu schweigen. Brecht reagiert darauf mit
dem Schauspiel Leben des Galilei. Was dort verhandelt wird ist nur scheinbar der Aufstand der
Vernunft gegen den Dogmatismus der römischen-katholischen Kirche. Tatsächlich will Brecht dort
sein eigenes Schweigen zu Stalins Moskauer Schauprozessen rechtfertigen. In der Figur des
Universalgelehrten Galileo Galilei verbirgt sich der Stückeschreiber Bertolt Brecht. Die Kritik
am Vicarius Christi soll den »roten Papst« Stalin treffen. Die Regisseurin Carolin Gründgens
hat das erkannt und will in ihrer Inszenierung den Kern des Schauspiels offenlegen. Wer die
deutsche Theaterszene kennt weiß dass dieses Konzept auf heftigen Widerstand stoßen muss: an
Brechts Denkmal darf nicht gerüttelt werden. Oder bewegt sich die Szene doch? In burlesken
Zwischenspielen plaudern Bertolt Brecht und Galileo Galilei im Angesicht der Ewigkeit und in
Marionetten verwandelt über die verflossene Zeit die ihnen auf Erden gegeben war.