Gollers Nähe zu Surrealismus und Neuer Sachlichkeit Lange ist die Malereigeschichte des 20.
Jahrhunderts als Konkurrenzkampf von Schulen und Stilen gedeutet und dabei übersehen worden
wie bestimmend gerade die Außenseiter für die Entwicklung der Kunst sein können. Zur Gruppe
dieser eigenwilligen Einzelgänger gehört - trotz mancher Parallelen die sein Schaffen zur
Kunst des Surrealismus und zur neuen Sachlichkeit aufweist - auch Bruno Goller. 1901 in
Gummersbach geboren und seit 1927 dauerhaft in Düsseldorf ansässig entfaltete er in über
siebzig Schaffensjahren eine magische Bildwelt die im Kontrast zur großen Zeitströmung der
Abstraktion von einem klaren Bekenntnis zur Gegenständlichkeit geprägt ist. Wir erkennen
Häuser Uhren Hüte Rosen Schirme Mäntel und nicht zuletzt Frauen die in aller Regel
typisiert und streng formalisiert wiedergegeben werden. Wenn auch gelegentlich Männer in seinen
Gemälden auftauchen so sind es doch die Frauen die im Zentrum seiner Kunst stehen. In ihrer
idolhaften Präsenz sind sie jedoch so wenig greifbar und ausdeutbar wie all die Gegenstände von
denen sie umgeben sind. Welche tiefere Bedeutung führt all die Dinge im Bild zusammen? Sicher
sind assoziative Verknüpfungen des Bildinventars punktuell möglich doch sperren sich Gollers
Gemälde gegen eine eindeutige Lesbarkeit. Sie verweigern sich letzten Endes dem Zugriff der
Interpret*innen und gewinnen gerade daraus ihre Strahlkraft: die Magie des Rätselhaften.
Ausstellung: Kunstmuseum Bonn 19 9 2024 - 19 1 2025