Durchwurschteln als Regierungsform: Angela Merkels politischer Stil hat Deutschland und Europa
geprägt. Die Merkel-Ära war eine Ära der Krisen. Die Bundeskanzlerin musste unter gravierenden
Umständen lavieren die meist außerhalb ihrer Kontrolle lagen. Dabei traf sie jedoch
grundsätzliche Entscheidungen oder auch Nicht-Entscheidungen in ihrer Letztverantwortung als
Regierungschefin die in Wahrheit alles andere als alternativlos waren: Banken- und Finanzkrise
Ausstieg aus der Kernenergie Abschaffung der Wehrpflicht und Demontage der Bundeswehr
Griechenlandpleite und Euro-Krise schleichendes Bildungsdesaster mangelnde Krisenvorsorge wie
bei der Flutkatastrophe im Ahrtal Brexit Ukraine und schließlich die Mutter aller Krisen:
Migration Grenzschutz und innere Sicherheit. Wie wurde die Bundesrepublik unter Merkel
regiert? Warum ging ihr pragmatisches besonnenes Krisenmanagement mit Führungslosigkeit und
Beliebigkeit einher? Unter der Vielzahl von Krisen betrachten wir beispielhaft die
Griechenland-Pleite im Jahr 2010 und den Einstieg in die Euro-Rettungspolitik. "Merkelismus"
bietet hierbei einen privilegierten Blick hinter die Kulissen von Angela Merkels Staatsführung.
Das Buch liefert eine detaillierte Fallstudie zu den grundsätzlichen politischen Entscheidungen
der frühen Euro-Krise. Am Beispiel der Interaktion zwischen Bundeskanzlerin und Finanzminister
erkennen wir die Wesenszüge von Merkels inkrementeller Krisenreaktionspolitik: Ihre taktischen
Vorzüge und strategischen Nachteile Unvermeidliches und Suboptimales die Problematik ihrer
demokratischen Legitimität und letztlich ihre inzwischen immer stärker werdenden Nachwirkungen
auf unser Gemeinwesen.