'Anti-Montage-Ästhetik'? 'Chaos Cinema'? 'Post-Continuity'? Dies sind nur drei der vielen
Schlagworte mit denen seit der Jahrtausendwende im Zuge der Digitalisierung des Kinos die
Totenglocke der Montage geläutet wurde. Diese manchmal etwas überhitzt als schierer Verlust
beklagte Entwicklung wird in diesem Band analytisch kühler betrachtet und historisch
eingeordnet. So können die durch Montage konstituierten mannigfaltigen medialen Räume und
Zeiten aktueller wie auch älterer Kino- und Fernsehproduktionen in ihrer Eigensinnigkeit
genauer beleuchtet werden. 'Filmmontage' wird dadurch zu einem äußerst schillernden Begriff
der als ähnlich entgrenzt und verflüssigt zu verstehen ist wie die angesichts der technischen
Entwicklungen immer instabiler werdenden Medien Film und Fernsehen.Die Beiträge in diesem Buch
machen sich zur Aufgabe die mitunter postulierte Kluft zwischen Medien- und Filmwissenschaft
zu überbrücken also Technik und Ästhetik pointiert zusammenzudenken. Aus ganz
unterschiedlichen Perspektiven widmen sich die Autor_innen Positionen der Montage und zwar von
der politischen Dimension der Parallelmontage bei D.W. Griffiths THE BIRTH OF A NATION über
dokumentarische Formen des Sensory Ethnography Lab bis hin zu synoptischen Darstellungsweisen
des compositing im Splitscreen und in gegenwärtigen Computer-Desktopfilmen.