Das Kino weiß seit seinen Anfängen die Musik Ludwig van Beethovens für sich zu nutzen.
Spätestens seit dem 100. Todestag 1927 zu dem ein aufwändiges Stummfilm-Biopic mit Fritz
Kortner in der Hauptrolle entstand scheinen Beethoven-Jubiläen ohne das Kino nicht
auszukommen. Genauso wenig vermag es der Film seine Affinität zu Beethovens Musik
abzuschütteln. Seine Werke gehören zum Standardrepertoire bestimmter Genres etwa die
»Mondscheinsonate« zum Liebesdrama oder die »Ode an die Freude« zum politischen Kino. Dabei ist
diese Musik mehr als nur Hintergrundrauschen. An ausgewählten Beispielen geht der Sammelband
der Frage nach wie Filme sich die Musik Beethovens aneignen. In Biopics wie jenen von Abel
Gance und Agnieszka Holland wird der Versuch unternommen das Werk auf sehr unterschiedliche
Weise aus dem Leben zu erklären. Ingmar Bergman lässt in AN DIE FREUDE umgekehrt alles
Biografische hinter sich und setzt auf die intimitätsstiftende Kraft der Musik. In der NS-Zeit
versuchten Politiker Autoren und Regisseure vergeblich den großen nationalen Beethoven-Film
zu produzieren - uneins darüber welche Stellung der Komponist einnehmen solle. Zur gleichen
Zeit weckte der britische Dokumentarfilmer Humphrey Jennings in THE HEART OF BRITAIN mit
Beethoven Hoffnungen auf ein Ende des Krieges - Spontaneität Unabhängigkeit zuweilen
Respektlosigkeit prägen die filmische Aneignung. Ähnliches gilt für Mauricio Kagel und Hugo
Niebeling: Während Kagel in LUDWIG VAN über die Beethoven-Obsession in der Nachkriegszeit
herzieht findet Niebeling für seine Verfilmung der »Pastorale« eine rauschhafte Bilderflut.