Georg Seeßlens Buch ist furios klug brillant. Ein Bravourstück der kulturellen und
politischen Analyse. findet Patrick Seibel von NDR Info. Wie ist Trumps überraschender Wahlsieg
zu erklären? Was lässt sich aus seinem Aufstieg zum mächtigsten Mann der Welt über Wesen und
Formen populistischer Politik lernen? Wie ist es überhaupt um die Zukunft der westlichen
Demokratie bestellt? Und was kommt auf uns zu wenn Donald Trump die Politik der USA bestimmt?
Wir leben in einer großen Erzählung der Demokratie. Aber wir leben auch in einer großen Blase
des Entertainment der Kulturindustrie und der populären Mythologie. In der ersten Erzählung
geht es um Interessen um Erklärungen Informationen um rationale Entscheidungen um Gesetze
Verträge und Verhandlungen. In der zweiten Erzählung indes geht es um Bilder Mythen Emotionen
Identifikationen Spiele Fantasien. Politik spielt sich längst in beiden Erzählungen ab
Politiker verkaufen sich wie Pop-Stars und die sozialen Wahrheiten werden nicht in
Regierungserklärungen sondern in Kriminalromanen Hollywood-Filmen und Comedy Shows
verhandelt. Bislang schien es freilich dass die meisten Menschen sehr wohl unterscheiden
können zwischen den Sphären von politischer Realität und medialer Fiktion. Aber offensichtlich
fällt diese Unterscheidung immer schwerer. Der Aufstieg populistischer Bewegungen Parteien und
Personen in den letzten Jahren hat ebenfalls auf diesen beiden Ebenen stattgefunden. Auf der
Ebene der politischen Diskurse (als scheinbare Auflehnung gegen das Establishment als
Neo-Nationalismus Anti-Liberalismus und vieles mehr) und auf der Ebene des Entertainments (als
große Show als Verlängerung des Trash-Fernsehens des Sensationsjournalismus und der
Werbebilder in die politische Welt). Der Präsident Donald Trump ist in der ersten Erzählung so
gut wie gar nicht zu erklären. Um es rundheraus zu sagen: Seine Wahl ergibt de facto keinen
Sinn sie ist Nonsens wenn auch natürlich gefährlicher Nonsens. Sieht man aber die andere
Erzählung an die des Entertainments und der populären Kultur so wird rasch klar: Der
Präsident Donald Trump ist ihr Produkt. Er war schon vorher nicht nur eine Medien- und
Kunstfigur - als Gastgeber seiner The Apprentice-Show als Gaststar in vielen TV- und
Kino-Filmen als Ratgeber für wirtschaftlichen Erfolg und Karrieretricks. Sondern er ist auch
eine aus Medienbildern zusammengesetzte Projektion. In ihm stecken ebenso der gegen das
Establishment rebellierende Outlaw im Western und im Gangsterfilm wie auch der Selfmademan und
Tycoon in der Nachfolge von Citizen Kane genauso aber auch der Sugardaddy der frivoleren
Träume und die dreiste Cartoon-Figur wie Bugs Bunny oder Goofy schließlich auch der Superheld
wie Batman oder Captain America - und nicht zuletzt Frankensteins Ungeheuer. Georg Seeßlen
analysiert Donald Trump als Produkt der Kulturindustrie und verwendet das Modell Trump als
Beispiel für den Zusammenhang populistischer Politik und medialer Vor-Bilder. Er zeigt den
Inszenierungscharakter in Trumps Auftritten die irrealen emotionalen Verabredungen zwischen
ihm und seinen Wählern kurzum: den Popstar im Politiker. Populismus als politische Bewegung
hat eine Wurzel in der Beziehung zu einem bestimmten Begriff von Volk. Populismus hat aber auch
eine Wurzel in der populären Kultur im Medienkonsum und in den Strategien des Showbusiness.
TRUMP! - POPulismus als Politik beschreibt was geschieht wenn die Medienträume und -albträume
zu realer Macht werden wie sich mediale Pop-Träume und populistische Politik zueinander
verhalten und wie schließlich Politik sich dereinst womöglich nur noch als Reality verstehen
lässt als Fortsetzung einer virtuellen affekt- und bildhaften Innenwelt in die Räume der
(mehr oder weniger) repräsentativen Demokratie.