Die feministische Diskussion um den Zusammenhang von Vergeschlechtlichung Patriarchat und
Kapitalismus hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschoben: Noch vor einem Jahrzehnt
dominierten eher poststrukturalistisch geprägte Perspektiven und liberale Feminismen. Aber
nicht erst im Kontext der Coronapandemie wurde deutlich dass die gesellschaftliche
Ungleichverteilung von Reproduktions- und Care-Arbeit wesentlich für gesellschaftliche
Krisendynamiken ist. Soziale Kämpfe spitzen sich vielerorts zu. Vielfach wird vertreten eine
Grundlage hierfür seien erweiterte Zugriffe auf weibliche Arbeitskraft Selbstbestimmung und
Körper das führe dann zu neuen feministischen Kämpfen und Streiks in der Pflege Bildung und
anderen Bereichen. Auf der theoretischen Ebene verbinden materialistisch-feministische Theorien
- etwa die Social Reproduction Theory - eine Kritik an patriarchalen Strukturen und
Geschlechterverhältnissen mit einer Analyse der mit ihnen vermittelten ökonomischen
Verhältnisse und der Strukturlogik des Kapitals. Die PROKLA 214 will zur Klärung dieses
Ökonomieverständnisses und der Ökonomiekritik innerhalb des feministischen Denkens beitragen:
Was leisten sie welche Leerstellen und welche Grenzen weisen sie auf? Wie lassen sich
postkoloniale ökologische und intersektionale Zugänge für die feministische Ökonomiekritik
produktiv machen?