In der neueren Literatur zur Revolution in Bayern 1918 19 scheint ein gewisser Ret Marut die
große Leerstelle zu sein. Der Herausgeber des Ziegelbrenners der legendären Münchner
Antikriegszeitschrift Freund Erich Mühsams und Gustav Landauers - er bleibt der große
Unbekannte der nach der Niederschlagung der Bayrischen Räterepublik nur knapp dem Standgericht
entkam. Welcher Mensch sich hinter dem Pseudonym verbarg mag heute weitgehend geklärt sein.
Ebenso dass sich Ret Marut über viele Umwege in Mexiko niederließ und unter dem neuen
Pseudonym B. Traven mit Romanen wie Das Totenschiff oder Der Schatz der Sierra Madre
Weltliteratur schrieb. Im historischen Gedächtnis der Linken ist er heute nicht mehr präsent.
In der kollektiven Erinnerung hat lediglich ein Romantitel überlebt: Hans und Sophie Scholl
benannten ihre Widerstandsgruppe nach seinem Roman Die weiße Rose. Dieser Sammelband ist eine
Verbeugung vor dem Revolutionär Ret Marut und dem Schriftsteller B.Traven - vor allem aber eine
Hommage an sein Werk. Besonderes Augenmerk gilt dem Roman Regierung der vom Kontrast geprägt
ist zwischen der luxuriösen Lebenswelt einer regierenden Clique und dem bitteren Alltag der
indigenen Bevölkerung. Der Ortssekretär eines abgelegenen Dorfes wird als korrupter Diktator
dargestellt der den Indios auch noch das letzte Geld abpresst. Wie ein moralischer
Gegenentwurf zum Ortssekretär gegen den sich die Menschen nicht wehren können erscheint die
alljährliche Inthronisierung eines neuen Häuptlings dem die Dorfbewohner buchstäblich Feuer
unterm Hintern machen. Mit dieser Romanszene - dem Feuerstuhl - beschäftigen sich die Beiträge
verschiedener Autoren.