Indien entwickelte sich um 1800 zu einem wichtigen Referenzpunkt im Prozess einer deutschen
Positionierung innerhalb Europas. Indische Menschen ihre Literatur und kulturellen Praktiken
antike Architekturen Mythologien Künste und Sprachen galten nicht nur von einem
wissenschaftlichen und ökonomischen Standpunkt aus als interessant sondern sie waren fester
Bestandteil des öffentlichen Lebens und der Unterhaltungswelt.»Indienliebe« nimmt die deutsche
Begeisterung für indische Themen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Blick wie sie sich
besonders in Kupferstichen Zeichnungen und poetischen Ausdrucksformen geäußert hat. Nicht
selten fließen in den Bildern deutsche und indische Kontexte ineinander. Silvy Chakkalakal
schreibt eine deutsch-indische Verflechtungs- und Figurationsgeschichte und macht hierbei einen
ganzen Fundus bisher kaum veröffentlichter früher Indienbilder zugänglich.Diese sinnlichen
Formate verdeutlichen einen durch und durch bildhaften Stil der frühen deutschen Ethnographie:
Wie entstanden die kulturellen Figuren der schönen indischen Frau oder des Fakirs? Warum sind
sie auch heute noch so wirkmächtig? Und wie ist die deutsche Indienliebe historisch zu
erklären? Welche Funktionen hatte sie und von welchen Motivationen war sie geleitet?