Vor der Revolution schließt sich Anna Achmatowa den Akmeisten an die einen klaren Blick auf
das Leben fordern. Von 1912 bis 1922 tritt sie mit fünf Gedichtbänden hervor. Modigliani malt
sie. Alexander Blok Ossip Mandelstam Marina Zwetajewa widmen ihr Gedichte. Ein Kritiker nennt
sie den besten russischen Dichter. In der Sowjetzeit jedoch wird sie verfolgt: 1921 wird ihr
geschiedener Mann von der Tscheka hingerichtet. 1925 wird sie durch einen Parteibeschluß bis
1939 kaltgestellt und geheimdienstlich überwacht. Sie schreibe unzeitgemäß sei zu spät geboren
oder verstehe nicht rechtzeitig zu sterben. 1935 schlägt das Regime zu: ihr dritter Mann und
ihr Sohn werden gleichzeitig verhaftet. Es gelingt ihr Stalin mit einem Brief zu beider
Freilassung zu bewegen. Sie besucht Ossip Mandelstam an seinem Verbannungsort Woronesch. Aus
Rache wird ihr Sohn abermals verhaftet. Monatelang steht sie in den Warteschlangen vor dem
Gefängnis um Nahrung und Kleidung für ihn abzugeben. Im Krieg aus dem belagerten Leningrad
ausgeflogen lebt Achmatowa bis 1944 in Taschkent. 1945 wird sie der Spionage verdächtigt. Um
sie besonders zu treffen läßt Stalin ihren Sohn zu zehn Jahren Lager verurteilen. Verzweifelt
verbrennt sie ihr Leningrader Archiv. Die Angst wird die Dichterin bis zum Ende ihres Lebens
nicht mehr los. Erst nach Stalins Tod findet sie wieder Anerkennung im literarischen und
gesellschaftlichen Leben. Das Requiem erscheint 1963 in München ihre große Geschichtsdichtung
Poem ohne Held wird in New York gedruckt. Sie wird für den Nobelpreis vorgeschlagen. Anna
Achmatowa verhielt sich bescheiden zu den Mitmenschen. Jeder Sinn für Besitz ging ihr ab. Ihre
Dichtung lebt vom Gefühl des Nichthabens der Trennung des Verlustes der hoffnungslosen
Liebe.