Die Debatte um Raubkunst und Restitution wird seit einiger Zeit mit großer Vehemenz geführt.
Eine Schlüsselfigur dabei ist die in Berlin und Paris lehrende französische Kunsthistorikerin
Bénédicte Savoy. Gemeinsam mit dem senegalesischen Sozialwissenschaftler Felwine Sarr erstellte
sie im Auftrag von Emmanuel Macron einen »Bericht« über die Möglichkeiten einer Rückgabe
afrikanischer Kulturgüter die sich in französischen Museen befinden. Die Wirkung dieses
Berichts entfaltete allerdings in Deutschland eine ungleich größere Wirkung: Mit der
Eigentumsübertragung des Komplettbestands der Benin-Bronzen wurde hierzulande ein Präzedenzfall
geschaffen. Das Prinzip der Unveräußerlichkeit des öffentlichen Kulturbesitzes ist
zurückgetreten hinter der Maxime »Im Zweifel für die Restitution«. Patrick Bahners erörtert
anhand von Savoys Texten den Mechanismus der die öffentliche Debatte mittlerweile antreibt.
Kunst gerät (wieder) zum Gegenstand eines quasi-religiösen moralischen Enthusiasmus und
Wissenschaft wirkt im Namen des Expertentums über medialen Druck auf die Politik ein.