Von Führungswissenschaft wird allenthalben gesprochen. Oft handelt es sich dann aber nur um
eine verakademisierte Reformulierung normativer Konzepte die immer schon vorgeben zu wissen
wie die Führungspraxis auszusehen hat. Das wird der Alltagsorganisation und der
Führungswirklichkeit kaum gerecht. Diese hat es nämlich mit den strukturbedingten Paradoxien
der Organisation d.h. einem komplexen System zu tun - und bei diesem geht es nicht nur um das
Führen von Mitarbeitern sondern i.d.R. auch um die Berücksichtigung externer Akteure
vorgesetzter Funktionsebenen und ganz unterschiedlich interessensgeleitete Mitarbeiter. Die
Handhabung dieser Paradoxien ist die maßgebliche Aufgabe von Führungs-kräften im
Mittelmanagement: der Polizei der Verwaltung von Organisationen insgesamt.Die hier
vorgelegten Texte zeigen welche Praktiken die Führungskräfte hierbei entwickeln: Mitunter
führen sie zur Verschiebung Dethematisierung der Paradoxien (oft auf Kosten der Mitarbeiter
und der jeweiligen Organisation) mitunter aber auch zur professionellen Bearbeitung der
Paradoxien die sich dann als Entwicklungsprozess der Organisation auszahlt. Wenn man denn von
Führungswissenschaft sprechen will dann bedarf es einer Grundlage: Einer
qualitativ-empirischen Soziologie der Führungspraxis wie sie die hier versammelten Texte
entwickeln.