Die spezifisch genozidale Ausprägung der nationalsozialistischen Verfolgung der Zigeuner fand
in der Geschichtswissenschaft und in der medialen Öffentlichkeit erst vergleichsweise spät
Beachtung. Dem spielte zu dass eine entrechtende Zigeunerpolitik und Zigeunerverfolgung lange
Zeit als normal angesehen wurde. Diese Problematik wird am Beispiel der für die Zigeuner- bzw.
Landfahrerermittlung zuständigen Stelle des 1946 gegründeten Bayerischen Landeskriminalamts
untersucht. Hier werden Kontinuitäten sowie Diskontinuitäten in Zigeunerpolitik bzw.
Zigeunerverfolgung auf der Zeitschiene Kaiserreich Weimarer Republik Nationalsozialismus und
Nachkriegszeit aufgezeigt. Dafür werden zwei Forschungsschwerpunkte zusammengeführt: Die
Untersuchung der einschlägigen Vorgeschichte - angefangen vom Kaiserreich bis zum
Nationalsozialismus - und schließlich die Untersuchung der personellen inhaltlichen und
organisatorischen Ausgestaltung der Zigeuner- bzw. Landfahrerstelle des Bayerischen
Landeskriminalamts der Nachkriegszeit. Hierbei liegt der Fokus auf Prägungen und Laufbahnen der
dort tätigen Beschäftigten auf gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren
sowie schließlich auf langfristig geprägten Strukturen und Mentalitäten in Zigeunerpolitik und
Zigeunerermittlung.Somit leistet die Arbeit eine Forschungsbereicherung auf dem bisher noch
wenig untersuchten Gebiet der Zigeuner- bzw. Landfahrerermittlung.