Über Jahrhunderte galten junge Tauben als Delikatesse. Aus ihnen gekochte Brühe ließ Kranke
gesunden und Wöchnerinnen zu Kräften kommen. Anders in Kriegszeiten. Dann schlachteten die
Bauern in Windeseile alle Tauben damit ihr Flug den plündernden Truppen nicht den Weg zu den
Höfen weist. Meist vergebens. Nun floss auch das Blut von Frauen und Mädchen die die Soldaten
scherzhaft ihre Täubchen nannten bevor sie sich an ihnen vergingen. Und Kriege gab es im
Verlauf der letzten Jahrhunderte reichlich. Auch auf dem Gebiet der damaligen polnischen
Adelsrepublik. 1698 nach der Wahl Augusts des Starken zum polnischen König wurden fünf
sächsische Bauernfamilien lutherischen Glaubens nach Polen umgesiedelt. Sie sollten Tartufflis
(Kartoffeln) anbauen. Ein riskantes Unternehmen in dem erzkatholischen Land. Lutheraner galten
hier immer noch als Ketzer. Nahe Petrikau (heute Piotrków Trybunalski) lebten sie fast 250
Jahre in mehr oder weniger guter polnischer und jüdischer Nachbarschaft. Und je nach Herrscher
in Wohlstand oder Not. Hier war ihre Heimat. Bis zum Machtantritt Hitlers