Vor mehr als dreißig Jahren gab Chup Friemert das Buch »Erinnerungen aus dem Widerstand 1938 -
1945« von Margarete Schütte-Lihotzky sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR heraus.
Es erlebte bis heute mehrere Auflagen in Österreich und hatte keinen geringen Anteil daran der
herausragenden Architektin einer sozialen Moderne und verfolgten kommunistischen
Widerstandskämpferin den Weg zu einer späten Anerkennung in ihrem Heimatland zu ebnen. Nach
ihrem Tod gelangte ein Teil ihres Nachlasses ins Archiv der Universität für angewandte Kunst in
Wien darunter auch einige wichtige Briefe auf die sie ihre Erinnerungen an die »25 Tage
illegale Arbeit« die Untersuchungshaft den Prozess und die vielen Jahre Zuchthaus gestützt
hatte. Bislang unbekannt blieb jedoch dass sich fast der gesamte Briefwechsel zwischen den
Eheleuten Wilhelm Schütte (1900-1968) und Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) erhalten hat.
Er wurde von Margarete aufbewahrt und erst nach ihrem Tode aufgefunden. Dieser Briefwechsel ist
nicht nur ein berührendes Dokument der engen und warmherzigen Beziehung der durch die extrem
unterschiedlichen Lebenssituationen getrennten durch Beruf und Grundüberzeugungen aber
verbundenen Eheleute sondern enthält ebenso eine Vielzahl historisch interessanter Details und
Perspektiven. Während Wilhelm in der Türkei weiter als Architekt tätig war und Margarete durch
die Schilderung seiner Berufswelt Mut zu machen versuchte war diese in der Haft auf die
Erinnerung und auf die Solidarität ihrer Mitgefangenen angewiesen. Da Wilhelm als Exilant nicht
nach Wien oder Aichach kommen konnte vermittelte Margaretes Schwester Adele den Briefkontakt.
Bald nach ihrer Wiederbegegnung trennte sich das Paar. Anhand des Briefwechsels und gestützt
auf die Gestapo-Akten im Bundesarchiv die neueren Forschungen zum Widerstand der KPÖ jener
Jahre eigene Recherchen in der Türkei sowie auf Dokumente des Komintern-Archivs in Moskau und
The National Archives in London zeichnet Thomas Flierl in einem umfangreichen Nachwort das
Leben von Margarete und Wilhelm Schütte zwischen 1937 und 1945 nach.