Bier war am Ende des 19. Jahrhunderts das Getränk der Berliner. Die Industrialisierung nahm zu
und mit ihr wuchs die Zahl der Einwohner der Stadt - vor allem in den Arbeitervierteln. Bald
war die Berliner Bierindustrie die größte in Europa. Und eine Schlüsselindustrie. Nachdem 1890
die erneute Verlängerung des Gesetzes »gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der
Sozialdemokratie« des Sozialistengesetzes gescheitert war wurden besonders die Brauereien
zum Ziel der Agitation einer immer selbstbewusster auftretenden Arbeiterschaft. Ein Beispiel
hierfür ist die heute weitgehend vergessene Geschichte wie ein paar Böttcher in einer Kneipe
im Berliner Vorort Rixdorf beschlossen hatten den 1. Mai 1894 den Tag der Arbeiterbewegung
als Ruhetag zu feiern und wie sich daraus ein acht Monate währender Kampf zwischen
Brauereiarbeitern und »Bierprotzen« entwickelte. Gewonnen hatte am Ende keine der beiden
Parteien denn sie hatten durch ihre Einigung am 24. Dezember 1894 gemeinsam ein Regelwerk
zustandegebracht das den Grundstein legte zu den Prinzipien heutiger Sozialpartnerschaft.
Detlef Brennecke bringt die Geschichte des Berliner Bierboykotts von 1894 in ihren dramatischen
und amüsanten Momenten auf unterhaltsame Weise wieder in Erinnerung.