Der Veteran der Kaiserlichen Marine und nichtjüdische Zionist Gustav Pietsch (1893-1975) gehört
zu den vergessenen Persönlichkeiten des Rettungswiderstandes gegen das NS-System. Der in jungen
Jahren noch nationalkonservativ gesinnte Seemann leistete gemeinsam mit seiner Frau Gertrude
zunächst politischen Widerstand in der Freien Stadt Danzig. 1935 wurde er im Auftrag der
Jewish Agency seemännischer Leiter der zionistischen Fischerei- und Seefahrtsschule im
polnischen Gdynia. Dort ermöglichte er unter Einsatz von Leib und Leben die Auswanderung vieler
polnischer junger Juden und Jüdinnen ins britische Mandatsgebiet Palästina. Ende 1938 musste
die Familie selbst dorthin fliehen. In Israel wurde Gustav Pietsch 1952 erster Verwalter im
israelischen Hafen Eilat. 1958 zog das Ehepaar Pietsch für kurze Zeit nach Deutschland und
wanderte 1961 nach Westaustralien aus. Die Autorin der in diesem Buch rekonstruierten
Geschichte war eher zufällig auf die Spuren dieses bewegenden Schicksals gestoßen. Daraus
folgte ein umfangreiches Forschungsprojekt mit Recherchen in deutschen polnischen und
israelischen Archiven und 2023 schließlich sogar die Begegnung mit Pietsch' Nachfahren im
australischen Perth.