Seit der Renaissance sind Gipsabgüsse das wichtigste Medium zur dreidimensionalen Reproduktion
historischer Skulpturen. Ihre goldene Zeit erlebten sie im 19. Jahrhundert  als man riesige
Gipssammlungen schuf und die Abgüsse mitunter sogar auf eine Stufe mit originalen Kunstwerken
stellte. Im frühen 20. Jahrhundert geriet das Material Gips - nicht zuletzt wegen des
unansehnlichen Erscheinungsbilds älterer  verschmutzter Abgüsse - zeitweilig in Misskredit 
viele bedeutende Sammlungen wurden zerstört. Gips ist ein ideales Abgussmaterial  aber er ist
staubempfindlich und lässt sich nur schwer säubern - ein Problem  das bereits um 1870 in der
Öffentlichkeit und in Fachkreisen lebhaft diskutiert wurde. Sogar internationale Konferenzen
wurden damals zum Problem der Gipsreinigung und konservierung abgehalten. Anlässlich des
250jährigen Jubiläums seiner Abguss-Sammlung hat das Archäologische Institut der Universität
Göttingen diese Debatte wieder aufgegriffen und zum Thema einer internationalen Tagung gemacht
an der Kustoden archäologischer Universitätssammlungen  Kunsthistorikerinnen 
Materialwissenschaftler und Restaurierungsfachleute aus acht Ländern teilnahmen. Die 23
Tagungsbeiträge in deutscher und englischer Sprache  die in diesem Band publiziert werden 
erläutern aus dem Kontext der jeweiligen Sammlungsgeschichte heraus die Konzepte für die
Präsentation von ergrauten  materialimitierend gefassten und weiß übertünchten oder
übersprühten Gipsabgüssen. Anhand von Fallbeispielen dargestellte Reinigungsmethoden reichen
vom Einsatz verschiedener Schwämme und Pasten oder Gele bis zur Laseranwendung. Auch
unterschiedliche Verfahren zur Abnahme sekundärer Farbschichten auf Gipsabgüssen werden
diskutiert. Die Beispiele stammen aus zahlreichen universitären Abguss-Sammlungen  aber auch
aus großen europäischen Museen  Akademien und Bibliotheken. Betrachtet werden nicht nur Abgüsse
historischer Skulpturen  sondern auch originale Künstlergipse aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Entstanden ist so der erste umfassende Überblick zur heutigen Praxis der Gipsreinigung und
Gipskonservierung: ein wertvolles Hilfsmittel für alle  die sich aus restauratorischer 
archäologischer  kunsthistorischer oder sammlungsgeschichtlicher Sicht mit Gipsabgüssen
beschäftigen. Since the Renaissance  plaster casts have been the most important medium for the
three-dimensional reproduction of historical sculptures. They experienced their golden age in
the 19th century  when huge plaster collections were created and the casts were in some cases
even equated with original works of art. In the early 20th century  plaster as a material was
temporarily discredited - not least because of the unsightly appearance of older  dirty casts -
and many important collections were destroyed. Plaster is an ideal casting material  but it is
sensitive to dust and difficult to clean - a problem that was vividly discussed in public and
among experts already in the 1870s. At that time even international conferences were held on
the problem of plaster cleaning and conservation. On the occasion of the 250th anniversary of
its cast collection  the Archaeological Institute of the University of Göttingen resumed this
debate and made it the subject of an international conference attended by curators of
archaeological university collections  art historians  materials scientists and restoration
experts from eight countries. The 23 conference contributions in German and English published
in this volume explain the concepts for the presentation of greyed  material-imitating and
white-coated or over-sprayed plaster casts from the context of the respective collection
history. Cleaning methods presented in case studies range from the use of various sponges and
pastes or gels to laser applications. Different procedures for removing secondary paint layers
on plaster casts are also discussed. The examples stem from numerous university cast
collections  but also from large European museums  academies and libraries. Not only casts of
historical sculptures are considered  but also artists' original plaster works from the 19th
and 20th centuries.