Band 1 der Rübezahl - Gesamtausgabe (122 Sagen auf 530 Seiten) in zwei Bänden von Rosalie Koch.
Dieser 1. Band hat 258 Seiten und 8 wunderschöne Zeichnungen. Band 2 hat die ISBN
978-3-86777-244-0 Inhalt: ---Einleitung - Woher Rübezahl seinen Namen hat - Rübezahl straft
einen Spötter - Der Kräutersammler - Die Anleihe - Der böse Vogt - Wie Fischbach durch
Rübezahls Hülfe erbaut worden - Der Wanderstab - Der Adept - Der Wunderthaler - Mutter Elfe -
Das Zauberbuch - Die Springwurzel - Der kleine Peter - Wie Rübezahl die Uebertretung seiner
Gesetze bestraft - Das Rad - Grünmantel - Der alte Schäfer - Rübezahl straft einen Ignoranten -
Die Reise nach Karlsbad - Der verzauberte Stab - Rübezahl und der lügenhafte Knecht - Der
gefundene Esel - Die drei Tischlergesellen - Rübezahl macht einem Förster einen Zopf - Wie
Rübezahl vor Prellerei warnt - Die Musterreiter - Wie Rübezahl einem Bauer hilft - Der Spieler
- Rübezahl und der Schneider - Der reiche Bäcker - Wozu es nütze schweigend Unrecht zu
ertragen - Wie Rübezahl sich eines armen Studenten annimmt - Die drei besten Menschen - Die
Perrücken - Glücks-Männlein - Der böse Edelmann - Die gefärbten Badegäste - Mecker-Friede -
Rübezahl betrügt die Geldmäkler - Rübezahl Schauspiel in einem Akt Einleitung: --- Das
Riesengebirge das Euch meine jungen Freunde aus der geographischen Lehrstunde wohl bekannt
ist ja das Einzelne von Euch wohl schon besucht haben ist derjenige Theil der Sudeten des
Preußischen Staates wo sie am höchsten und engsten verbunden sind und Schlesien von Böhmen
und Mähren scheiden. Die hervorragenden Spitzen derselben sind von ansehnlicher Höhe die
Riesen- auch Schneekoppe genannt welche 4950 Fuß hoch ist ferner der Reifträger das hohe Rad
und die Sturmhaube auch haben starke Flüsse z.B. die Elbe und der Bober ihren Ursprung
zwischen den felsigen Höhen. ¬¬¿ Dort nun war ehemals der Aufenthalt eines mächtigen
Berggeistes. Sein Gebiet umschrieb auf der Oberfläche des Riesengebirges nur wenige Meilen
breitete sich aber im Innern desselben desto weiter und tiefer aus. Der Gnom herrschte oft
Jahrhunderte lang still in seinem unterirdischen Reiche und erhob sich nur selten auf die
Oberwelt um dort sein Wesen zu treiben.Zur Zeit als noch kein menschlicher Fußtritt das
verkümmerte Knieholz und die spärliche Vegetation der Berge betrat ehe die Gegend bewohnt war
begnügte sich der Herr der Riesenberge damit wilde Thiere an einander zu hetzen oder sie aus
ihrem Lager aufzuschrecken und sie in wilder Jagd durch das Gehölz zu treiben.Als er aber nach
langer Zeit wieder einmal das Tageslicht der Oberwelt aufsuchte fand er zu seinem Erstaunen
Alles so sehr verändert daß er fast sein eigenes Gebiet nicht wieder erkannte. Grünes
Saatenfeld erhob sich wo früher ein finsterer Wald gelegen hatte und auf den Wiesen weideten
Schafe und Rinder unter der Obhut singender Hirten und schützender Hunde. Da lagen einzelne
Hütten in den Thälern aus deren Schonsteinen der Rauch lustig empor stieg und vor deren
Thüren muntere Kinder spielten mit fröhlichem Geschrei. Der Gnom wunderte sich nicht wenig
über diese neuen Erscheinungen seine größte Aufmerksamkeit aber erregten die Gestalten der
Menschen die er nie zuvor gesehen hatte. Seine Neugier ward rege und er beschloß diese
fremden Wesen näher kennen zu lernen indem er ihre Gestalt annahm und einige Zeit unter ihnen
lebte.Zuerst trat er als Knecht in die Dienste eines Landwirthes und verrichtete seine Arbeit
aufs Beste. Was er unternahm das gelang und er schaffte seinem Herrn so großen Nutzen daß
dieser leicht ein reicher Mann hätte werden können. Aber er war ein Verschwender und
verjubelte leichtsinnig Alles was der fleißige und geschickte Knecht erwarb dem er für seine
treuen Dienste nicht einmal dankte. Darüber ward denn der Berggeist ärgerlich und suchte sich
einen andern Herrn bei dem er sich als Schafhirt vermiethete. Und wieder gedieh unter seiner
Aufsicht die Heerde aufs Beste kein Schaf erkrankte keins zerriß der Wolf so lange der Gnom
sie hütete. Aber der Herr war ein Geizhals der niemals genug hatte dem treuen Knecht kaum
satt zu essen gab und ihm so oft er konnte das bedungene Lohn verkürzte. Darum ging dieser
auch bald wieder aus diesem Dienst und kam als Gerichtsdiener zu einem Amtmann. Er versah auch
diesen Dienst mit allem Eifer und in kurzer Zeit war im ganzen Kreise kein Dieb oder
Straßenräuber mehr zu finden. Als aber der Berggeist sah daß der Amtmann ein ungerechter
Richter war der sich durch Geschenke und Schmeicheleien bestechen ließ mochte er ihm nicht
länger dienen und lief davon. Da er nun durch Zufall an lauter schlechten Menschen gerathen
war glaubte der Gnom daß sie alle nicht anders wären und ohne Lust weitere Proben davon zu
machen nahm er sich vor so weit sein Gebiet reiche die Menschen zu necken und zu plagen
damit sie sich wenigstens aus dieser Gegend entfernen sollten. Wenn er nun wieder von Zeit zu
Zeit die Oberwelt besuchte neckte er die Reisenden und mischte sich in ihre Geschäfte. Er
leitete die Fremden irre die sein Gebiet betraten oder trieb Regenwolken zusammen um sie
durch Sturm und Gewitter zu erschrecken. Er stellte oft in der ödesten Gegend ein Wirthshaus
oder einen wundervollen Pallast auf und äffte die hungrigen und ermüdeten Wanderer auf alle
Weise darin. Wenn betrügerische Roßtäuscher sein Gebiet betraten zeigte er sich nicht selten
auf einem schönen Pferde als ein vornehmer Herr ließen sie sich nun verleiten ihm das Roß
abzukaufen und ritten weiter damit so verwandelte es sich nach kurzer Zeit in einen
Strohwisch. ¿ Traf er dagegen einen unbemittelten Edelmann der auf einem magern Klepper
traurig durch das Gebirge ritt so kam er ihm wohl als ein stattlicher Reiter entgegen ließ
sich in ein Gespräch mit ihm ein und suchte ihn zu irgend einer Wette zu veranlassen. Er
selbst verlor dann und gab dem glücklichen Gewinner sein schönes Pferd steckte ihm wohl auch
noch heimlich eine Rolle mit Gold in die Tasche.Solche Vorfälle wurden aber bald bekannt und
lockere Burschen oder Abenteurer die davon hörten suchten nun die Wohlthätigkeit des
Berggeistes auf ähnliche Weise in Anspruch zu nehmen. Aber da wurden sie empfindlich getäuscht
wenn sie auch glücklich das Pferd erlisteten so verwandelte es sich doch bald genug in einen
dürren Stock auf dem sie immer weiter ritten ohne es zu bemerken und zum Gespött in Stadt
und Land wurden wohin sie kamen.So trieb er sein Wesen oberhalb des Gebirges bald als
neckender Spuck bald als Wohlthäter der Armen je nachdem seine Laune eben war. Die Märchen
welche über den Berggeist Rübezahl noch im Munde des Volkes fortleben oder wie sie in
zerstreuten Büchern zu finden sind findet Ihr meine jungen Leser hier größtentheils
gesammelt und meist neu bearbeitet. Die Autoren von denen ein Theil derselben entnommen worden
sind: Musäus Lehnert der Kräuterklauber u. a. m. Das Märchen von Houwald: ¿Rübezahl und seine
Schwestern ¿ ist ganz unverändert aufgenommen worden.